Meiner neuen Heimat gewidmet
HeuGeVe-Roetgen
Sonette über Roetgen von Arnulf Schubert: PDF: Sonette PDF: Sonette
Roetgen, vom Norden her Von Aachen, unruhig-urbanes Treiben, aus Wintermatsch empor die Himmelsleiter, entronnen Nebeln, führt die Straße weiter, besonnt nun. Aufatmen lässt sich beschreiben! An Münsterbildchen: Blick durch freie Scheiben. Das Tal, der Straße stetiger Begleiter, fängt Roetgen auf. Der Ort wirkt ruhig, heiter, weiß eingeschneit. Ach, könnte man hier bleiben! Zwei Bäche nur entlässt des Tales Schüssel. Im Winter, jetzt, sind Finger es des Eises, im Sommer die des bäuerlichen Schweißes: Der Weser Wasser zu nach Westen, den Stausee füllend, Trinkwasser vom Besten, die Vicht nach Norden, Stolbergs Wirtschaftsschlüssel.
Roetgen, vom Süden her Die Heckenlandschaft hinter sich gelassen, das Land ist schön, man könnte sich verlieben, das Eckchen Venn, belgischer Hand verblieben, durchquert, fährt talwärts man auf deutschen Straßen. Dann: Roetgen, das, von Wiesen, Wald umfassen, als Streudorf scheint dem Grünen einbeschrieben. Selbst 'Spanisch' ist von hier Ortsteil geblieben, doch belgisch ist's seit mancherlei Erlassen. Was rechts fließt, alles, rinnt durch Städter Kehlen. Das Wasser, hier gesammelt aus drei Lägern, vermischt mit dem des Kall-Stollens, dem trägern, wird hier gefiltert, chemisch aufbereitet und einem großen Rohrnetz zugeleitet. Es wird den durstigen Aach'ner nicht verfehlen.
Roetgen, vom Westen her Kommst, Wanderer, vom Westen du, berichte, du habest Reinartzhof geseh'n, das alte, den Ober-, Mittel-, Unterhof, im Walde. Nein, Irrglöckchen und Klause sind Geschichte. Doch Auetsfeld und Elsenborn sind dichte, erschließen Roetgen ganz dir und alsbalde vom Pissevenn bis Birkhahnskopf im Walde. Die Kirchen und der Sendemast: Gewichte. Wo freie Flächen waren, sind nun Häuser. Das Dorf, es atmet nicht mehr diese Weite, es füllt die Tiefe, wächst nicht in die Breite. Wo Pfade waren, sind jetzt breite Gassen, die Gassen ihrerseits sind heute Straßen. Ein hier Geborener versagt als Schleuser.
Roetgen, vom Osten her Geh mit der Sonne, spar dir's Geblinzel! Beginn am Rakkesch einfach deine Wege, so früh gerät manch's Tier dir in's Gehege. Den Schleebachgraben 'rüber, meist Gerinnsel. Ganz plötzlich: Roetgen als besonnte Insel, umwaldet und durchgrünt, die Menschen rege, ('Arkadien', träumt Goethes Faust zuwege). Doch etwas oben rechts stört Malers Pinsel. Was vordem Vennhorn war und grün und Weide, ist, eifel-untypisch, in neuem Kleide: Gewerbe überdeckt die feuchten Auen. Du kannst dein Auge an den Bruch gewöhnen, er sichert Steuern, Arbeit mitsamt Löhnen. Es schaudert dich? Du musst dorthin nicht schauen.