HeuGeVe-Roetgen
Der Konsums-Hund
Marga Wilden-Huesgen
In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es in
Roetgen, wie damals in vielen Orten, einen Konsum. Das
war ein Gemischtwarenladen der Konsumgenossenschaft, in
dem man vom Zucker bis zur Stecknadel alles bekommen
konnte.
Geschäftsführer des Konsums an der Hauptstraße in
Roetgen, gegenüber dem Kloster, war Josef Krott, der mit
seiner Frau Finchen die Kunden stehts zufriedenstellte mit
allem, was zum täglichen Leben gebraucht wurde. Josef
Krott war im Ort als >>Konsumsjupp<< bestens bekannt und beliebt, und sein Laden war nicht
nur ein Ort für den preiswerten Einkauf, er war auch der Treffpunkt für Gespräche, für
Dorfklatsch und um das Allerneueste zu erfahren.
Mit dazu gehörte auch der “Konsums-Hund”; alle Kunden kannten den großen Schäferhund
mit Namen Lux, und er kannte auch alle Kunden. Oft sah man ihn im Dorf, wo er auf
“Kundenbesuch” ging, vielleicht fiel ja irgendwo ein Wurstzipfel für ihn ab. Man kann nicht sagen,
dass jemand im Dorf vor dem stattlichen Schäferhund Respekt gehabt hätte. Er war einfach ein
netter, gutmütiger Hund. So jedenfalls dachten alle von ihm, bis sich eines Tages folgende
Geschichte ereignete:
Hinter dem Laden des Geschäfts befand sich ein großes Warenlager, das wohl eines Nachts
das Ziel eines jungen Mannes aus Roetgen war. Was ihn dort besonders anzog, entzieht sich
der Kenntnis der Zeitgenossen, denn er wurde empfindlich gestört beim Ausführen seines
Vorhabens und dies - - - überraschenderweise vom Konsums-Hund. Dieser anscheinend so
sanfte Vierbeiner brachte den Hobbyeinbrecher zu Fall und bellte wie wild, so dass bald
Konsumsjupp aus seiner oben liegenden Wohnung in das Warenlager eilte. Dort bot sich ihm ein
ungewöhnliches Bild: Ein Mann lag bewegungslos auf dem Boden und auf ihm stand knurrend,
bellend und zähnefletschend der große Schäferhund.
Das entlockte dem Geschäftsinhaber nicht nur ein kleines Lächeln. Er befreite den Dieb aus
seiner überaus misslichen Lage, wobei er schon Überlegungen anstellte: “Was mach ich mit
dem Kerl? Schlecht benommen hat er sich ja, aber er ist auch ein Roetgener Junge.” So
eröffnete er ihm: “ Die Polizei rufe ich nicht, dein Vorhaben ist ja nicht geglückt, aber einen
Denkzettel hast Du verdient. Morgen früh wird im Laden eine tolle Nachricht für die Roetgener
Bürger verbreitet. Am besten ist es, wenn Du Dich mal für einige Zeit verdünnisierst.” Und so
entließ er den nun sicher sehr armen Wicht, der von ganz anderen Dingen geträumt hatte, als
von einer Dorfschmach.
Der Held des Tages aber war Lux, der Konsums-Hund, der an diesem Tage sicher mit mehr als
einem Zipfel Wurst von seinem stolzen Besitzer belohnt wurde.