Contre – Brief:                                                                               Raeren, den 10. Mai 1865

 


Lieber Hermann!

 

   Nach mehreren Bemühungen bin ich endlich vor ein paar Stunden in den von uns so lange verlangten Leihe - Besitz des Buches: „Beiträge zu einer historisch - topographischen Beschreibung des Kreises Eupen“ gelangt. Dasselbe enthält nebst dieser Beschreibung einen Anhang von zwanzig lateinischen und fünfzehn altdeutschen Urkunden, ist 1837 gedruckt und in Kommission bei J.A. Mayer in Aachen. Sollte es unmöglich sein, daß es nicht auch dort zu kaufen sei? Ist jetzt vergriffen (14/8 bis 67).

   Ich hatte kürzlich vernommen, daß das fragliche Buch bei einem Förster des Herrn Baron von Broich sei; vorigen Sonntag traf ich denselben zufällig in einem Wirthshause an der Kirche und zwar im Gespräch mit einem anderen, mir aus früheren Verkehr ziemlich befreundeten Manne. Auf Darlegung meines Wunsches - O der Überraschung - wurde ich mit meiner Bitte auf diesen seinen Mitgesprächer hingewiesen. Ich erhielt die Zusage, auf 14 Tage dasselbe zu erhalten; also nur 14 Tage, allein wie gesagt, von einem ziemlich befreundeten Manne

   Wegen des großen Verlangens nach dem Buche, welches Du mir schriftlich hinterlassen hast, erwarte ich erster Tage ein willkommenes Herüberkommen, möchte Dich aber ersuchen, den Tag dazu durch ein paar Zeilen oder anderwärtigen Bescheid bestimmen zu wollen, damit es nicht geht, wie bei Deinem letzten Besuche. Sehr viele Freude, ich darf sagen, mehr noch als bei unserer letzten Unterhaltung auf Roetgen, hatte ich an diesen Tage erlebt, ja ich hatte dieselbe bis Mitternacht ausgedehnt. Beim ersten Griff in meinem Bücherschrank gewahrte ich schon, noch bevor ich Licht angezündet hatte, daß: „Niemand zwei Herren dienen kann“ und das „Freude immer Leid zur Folge hat“. Du wirst gesehen haben, daß ich jetzt auch im Besitze von „Stolzes Reise nach Jerusalem“ bin. Es hat mich gewundert, daß Du Dir dieselbe nicht mitgenommen hast. Nicht viel weniger als die Einbandkosten gäbe ich jetzt dafür, Du hättest Dein „Spanisches“ noch uneingebunden, um diese Beiden in Eines zu verwandeln. Mehreres hätte ich Dir noch zu schreiben, jedoch einstweilen einen freundliche Gruß von Deinem stets wohlwollenden Freunde,

                                                                                                          Johann Peter Pesch.