Nur ein Platz für das alte Kreuz fehlt noch
Aus Eifeler Zeitung Nr. 196, Lokales, S.19 vom 24. August 2013
Nur ein Platz für das alte Kreuz fehlt noch
Eine gelungene Replik des zerstörten Offermannkreuzes bei Fringshaus errichtet. Heimatvereine
machten gemeinsame Sache.
Roetgen. Dass unter Polizeischutz ein Wegekreuz eingeweiht wird, kommt nicht alle Tage vor.
Beim Offermannkreuz nahe Fringshaus war es eine gute Idee, einen Streifenwagen als
Begleitfahrzeug hinzu zu ziehen, als sich die rund 40-köpfige Teilnehmergruppe von Fringshaus
aus auf dem Seitenstreifen der kleinen Himmelsleiter fußläufig zu einer rund 150 Meter
entfernten Schneise Richtung Roetgen bewegte. Hier hat die überaus gelungene Replik des
Blausteinkreuzes ihren Platz gefunden, zwei Schritte entfernt vom Standort des alten Kreuzes,
das im Winter des vergangenen Jahres zerstört wurde (s. a. Bericht 1. Lokalseite).
Das in viele Stücke zerbrochene alte Kreuz ist in der Imgenbroicher Steinmetzwerkstatt von Karl
Goffart (Inhaber Reiner Barth) in mühevoller Kleinarbeit zusammengesetzt worden und diente als
Vorlage für das neue Kreuz, das originalgetreu kopiert wurde; ja selbst kleine
Ungereimtheiten der Inschrift wurden übernommen.
Auf einem Hohlweg überfallen
Zur der kleinen Feierstunde an der vom Feierabendverkehr heftig befahrenen
Bundesstraße 258 begrüßte Dieter Fischer, der Vorsitzende des Heimat- und
Geschichtsvereins Roetgen die Vertreter der Heimatvereine aus Mützenich, Monschau, Konzen,
Simmerath, Lammersdorf und Roetgen, die sich in einer gemeinsamen Aktion für die
Kreuzerneuerung stark gemacht hatten. Dank der spontanen Spendenbereitschaft standen die
erforderlichen 2500 Euro schnell zur Verfügung. Namhafte Spender waren neben dem Rotary
Club und der Sparkasse Aachen auch der Kameradschaftliche Verein Simmerath, der eine
besonders enge Beziehung zu dem Denkmal sah, erinnert das Kreuz doch an einen Cornelyus
Offermann aus Witzerath, der hier einen gewaltsamen Tod fand. Der Geschäftsmann war am 13.
August 1774 mit seinem Pferdefuhrwerk unterwegs, schlief ein und wurde vermutlich auf einem
Hohlweg, etwa 150 Meter von Fringshaus entfernt, von Räubern überfallen, die ihn ausraubten
und erschlugen. Seine Familie ließ später dann an dieser Stelle ein Gedenkkreuz errichten, das
im Jahr 1818 erstmals in Aufzeichnungen des Roetgener Dorfchronisten Hermann Josef Cosler
in Erscheinung tritt, weil das Kreuz beim Bau der Landstraße Aachen-Trier an seinen heutigen
Standort umgesetzt wurde.
Dieter Fischer bezeichnete die Kreuzerneuerung als gelungenes Beispiel "für die Liebe und
Pflege unserer Kultur", aber auch als Beispiel für eine gute Zusammenarbeit über die Grenzen
hinweg.
Rolf Wilden, der Geschäftsführer des Heimatvereins Roetgen, blickte kurz auf die Geschichte
des Offermannkreuzes zurück und hoffte auch, dass es noch gelingen werde, einen würdigen
Platz für das alte Kreuz zu finden. Zunächst war an Reinartzhof gedacht, jetzt ist Haus Ternell ein
Thema.
Im Zusammenhang mit der Neuaufstellung der Offermannkreuzes wurde einmal mehr das
Problem der fehlenden Zuwegung deutlich. Hier setzt der Geschichtsverein auf zielführende
Gespräche mit der Gemeinde Raeren und der belgischen Forstverwaltung.
Unterstützung in dieser Angelegenheit wurde bei der Feierstunde sowohl von Roetgens
Bürgermeister Manfred Eis wie auch von seinem Raerener Amtskollegen Hans-Dieter Laschet
signalisiert.
Einige grundsätzliche Gedanken über die Bedeutung von Wegekreuzen und Gedenksteinen
äußerte dann noch Hans-Jürgen Siebertz aus Lammersdorf vom Arbeitskreis der Heimatvereine
Monschauer Land. Nicht nur materielle Dinge seien von Bedeutung, sondern auch die kulturellen
Erbgüter, und dazu gehörten auch Denkmäler, die Zeugnis gäben vom Leben und Tod eines
Menschen. Denkmäler seinen Erinnerungsstätten, die zum Nachdenken anregten. Daher gelte
es, gemeinsam dafür Sorge zu tragen, dass Denkmäler, die die Kulturlandschaft einer Region
prägten, für die Nachwelt erhalten blieben. Der Heimat- und Geschichtsverein Roetgen habe mit
der Wiederaufstellung des Offermannkreuzes dafür ein hervorragendes Beispiel
geliefert.(P. St.)