Mönsterbröck
Der Heimat- und Geschichtsverein Roetgen sucht alte Bilder der Münsterbrücke und Zeitzeugen.
Noch in den 1960er Jahren konnten Fußgänger über eine steinerne Brücke die Weser im
belgischen Wald am Pilgerborn überqueren, wie uns Zeitzeugen berichteten. Wenn man heute die
Pilgerbornstraße bis zur Halmesfahrt entlang geht und dann beim Grenzstein Nr.826 links in
Richtung Weser abbiegt, steht man bald vor einer Furt, die der geschickte Wanderer nutzen kann,
um über Steine trockenen Fußes ans andere Ufer zu gelangen. Links dieser Furt erkennt man die
Reste eines Bauwerks, das einmal die sog. "Mönsterbröck" war. Wann und warum man sie zerstört
hat, ist heute völlig unbekannt.
Von Rolf J. Wilden
Münsterbrücke, 2013 (GPS-Koordinaten: 50°37'54" N 6°12'13" E)
Wenn man sich mit diesem gottverlassenen Platz mitten im Hohen Venn einmal näher befasst, so
stellt man sehr schnell fest, dass man es mit einem geschichtsträchtigen Ort zu tun hat. In seinem
"Plan des Dorfes Roetgen" unter Nr. 37 erwähnt unser Dorfchronist Hermann Josef Cosler (der
übrigens am 05.04.2013 seinen 141. Todestag hat) den "Steinbruch an der Münsterbrücke". In
diesem Steinbruch wurden 1854-1855 die Steine für den unteren Teil der kath. Pfarrkirche
Roetgen gewonnen. Heute liegen noch riesige Revin Quarzite am rechten Weserufer herum, und
man erkennt, an der etwas zurückliegenden Böschung, dass hier früher mal ein Steinbruch war.
Auf Coslers Plan ist die Münsterbrücke nur mit zwei Strichen markiert. Der Name der Brücke
erscheint aber auch als Flurname. Das wird bestätigt durch die Arbeit von Josef Kreitz in
seinem Aufsatz "Die Flurnamen des Venngebietes", der 1960 im "Heimatkalender des
Landkreises Monschau" erschien.
Kartenausschnitt aus H. J. Coslers "Plan des Dorfes Roetgen" von 1864
Auf der Flurkarte von Kreitz führt die alte Straße von Aachen Richtung Trier, die in Roetgen über
den Stockläger, Faulenbruchstraße, Pilgerbornstraße zur Münsterbrücke verlief, direkt auf die
uralte Kupferstraße. Nach Cosler ist das aber nicht richtig: Die Kupferstraße im Süden von
Roetgen ist die direkte Fortsetzung der heutigen Pilgerbornstraße. Sie verläuft erst ein Stück
rechts der Weser in Richtung Süden und kreuzt dann die Weser südlich der Münsterbrücke. Auch
heute kann man den alten Hohlweg links am Wegrand Richtung Fringshaus noch einige 100m gut
erkennen. Sogar der Weserübergang ist m.E. hinter einer Insel in der Weser zumindest noch zu
erahnen. Wie man auf der Cosler Karte sehen kann, gab es noch einen weiteren Weserübergang
in Fortsetzung der Halmesfahrt Richtung SW. Östlich der Weser erkennt man noch einen auf der
Karte gestrichelt gezeichneten Weg Richtung Süden. Hier verlief laut Cosler die alte "Montjoier
Straße", die vor Fertigstellung der heutigen B258 (1818) die Verbindung ins Monschauer Land
bildete.
Man kann sich vorstellen, dass Generationen alter Roetgener diese Wege und auch die Brücke bei
ihren täglichen Verrichtungen genutzt haben. Sei es, um das Vieh im Venn zu hüten, den zum
Heizen notwendigen Torf zu stechen oder um sonntags die hl. Messe in Konzen zu besuchen.
Auf der Cosler Karte erkennt man links die Nr. 56. Das ist die Stelle, wo im 19. Jh. die alte
Wollwäscherei Kirchgens lag. Dort stand einst Roetgens erste Dampfmaschine. Heute ist dort in
der Nähe eine Weserbrücke, die den Wollwaschweg Richtung Schwerzfeld weiterführt.
Gegenüber, auf der anderen Weserseite, wurde 1891 die erste Roetgener Talsperre fertiggestellt -
heute findet man dort die Reste des "Belgischen Bassengschen".
Warum tragen die alte Münsterbrücke und die umliegende Flur nun diesen Namen? Genau
konnten wir das bisher nicht herausfinden. Wir vermuten aber, dass die Abtei Kornelimünster
früher bis in den Süden von Roetgen reichte und dass man auch über diese Brücke in das
Münsterland kam. Auf alten Karten wird Roetgen vielfach als Teil des Münsterlandes
dargestellt. Entwurf und die Genauigkeit dieser Karten waren aber noch ziemlich unpräzise.