Juli 2016: Das Bild des Monats
Immer noch erhalten wir Gruppenbilder mit den Namen der abgelichteten Personen.
Wir danken Alois Nießen für dieses Schulbild von 1934.
Hieß der Lehrer damals nun „Koch“ oder „Korr“? Wir sind für weitere Verbesserungen
und Ergänzungen zu den gezeigten Bilder dankbar. Wenn Sie eigene Bilder haben,
zu denen Sie etwas wissen oder über die Sie etwas erfahren wollen, besuchen Sie
unsere Monatstreffen oder kontaktieren Sie die Redaktion! Wir freuen uns über alle
Beiträge.
Kommentar von Gernot Steffens:
1. Der Lehrer hieß Korr und stammte aus Dorff bei Stolberg. Von seinen drei Brüdern war
einer Arzt und einer Amtsgerichtsrat.
2. Ich habe starke Zweifel, ob der Junge mit der Nr. 61 Kurt Mathée ist. Kurt wohnte im
Wollwaschweg und ich in der oberen Greppstraße. Wir waren Schul- und Spielkameraden
und ich habe ihn also sehr gut gekannt. Kurt war einige Monate älter als ich und
infolgedessen eine Klasse über mir. Als er in der ersten Klasse war, wurde er auf dem
Schulweg auf der heutigen B 258 von einem Auto überfahren und sehr schwer verletzt.
Sein rechtes Bein war 3 cm kürzer als das linke und er hat sein Leben lang gehinkt.
Infolge des langen Unterrichtsausfalls musste er wieder in der ersten Klasse anfangen
und war also dann in derselben Klasse wie ich. Da er zum Zeitpunkt des Fotos also in
der ersten Klasse war, kann er auch gar nicht der Junge mit Nr. 61 sein.
3. Kurt Prick soll auf dem Foto fehlen. Er ist jedoch auf dem Foto meiner Klasse
abgebildet. Heute würde man sagen, dass er aus einem bildungsfernen Elternhaus
stammte. Es ist also durchaus möglich, dass er sitzengeblieben ist, wie man früher zu
sagen pflegte, und also die 1. Klasse wiederholen musste. Dabei war Kurt nach meiner
Erinnerung nicht dumm. Er hatte einen sehr schönen Knabensopran, der sogar unserem
Lehrer Fritz gut gefiel. Die Familie Prick hatte 16 Kinder. Der Familienvater war wohl
Alkoholiker. Er soll einmal abends gesagt haben: "Beste och enge va mich, da
jeschesse un de Trapp eropp." Die Söhne der Familie Prick waren später überwiegend
ordentliche Menschen mit ordentlichen Berufen. Der alte Prick soll im September 1944
in dem Bestreben, die Front möglichst schnell weiter von Roetgen wegzubewegen,
den Amerikanern einen Weg durch den Wald gezeigt haben. Wenn ein deutscher
Stoßtrupp ihn dabei erwischt hätte, wäre das mildeste wohl ein Strafgerichtsverfahren
gewesen. Wahrscheinlicher hätte man ihn aber standrechtlich erschossen.
4. Interessant ist, dass auf dem Foto zwei Brüder zu sehen sind, und zwar Nr. 17
Karl Lauscher (Jahrgang 1926) und Nr. 21 Alfons Lauscher (Jahrgang 1927).
5. Die Nr. 1 Heinz Krings und die Nr. 24 Theo Krings sind Zwillinge. Die Ähnlichkeit der
beiden war so groß, dass selbst ihre Mutter Agathe Krings geb. Plum in den ersten
Lebensmonaten einen mit einem bunten Band gekennzeichnet hat. Nach ihrer Mutter
wurden die beiden die "Eijetas" genannt. Die Mutter war eine Cousine meiner Mutter und
die beiden demnach Vetter zweiten Grades von mir. Wir hatten verabredet, dass ich,
wenn ich einen der beiden ohne den anderen treffe, raten musste, wen ich vor mir hatte.
Meiner Erinnerung nach lag ich zwar über 50 %, aber 100 % habe ich nie erreicht.
6. Auch einige andere waren mehr unter einem Zweitnamen bekannt, so z.B. die Nr. 5
Norbert Claßen als Claßens Nomei, Nr. 7 Willi Förster als Försters Willche, Nr. 12 Franz
Krings als Pussi, Nr. 18 Kurt Reinartz als Knetze Kurt, Nr. 19 Georg Johnen als
Juenens Menn, Nr. 58 Ludwig Hoß als Hosse Lui. Im Übrigen ist die richtige Schreibweise
für Leclu "Leclou".
Jetzt noch zu einem anderen Thema. Immer wieder erscheinen in unseren Heften die
Ausdrücke "Op gen..."oder "In gen...". Auch bei den Roetgener Straßen- und Lagenamen
von Edgar Barth werden sie verwendet. Es wird doch wohl so gewesen sein, dass die
Kartographen die Einheimischen nach den Lagenamen befragt haben. Sie erhielten als
Antwort z.B. "e je Dörp". Da sie in ihren Karten natürlich keine Dialektausdrücke
verwenden konnten, haben sie das mit In gen Dörp übersetzt. Wir sollten in unseren
Veröffentlichungen aber entweder den alten Dialektausdruck "e je Dörp" verwenden
oder, wenn das nicht angebracht ist, schlicht und einfach "im Dorf" schreiben.